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Friends on Powder Days – worst case Szenario: Lawine, was tun?

- von Pia Schröter-

Lange haben wir gewartet auf den diesjährigen Winter. Mit den ersten ergiebigen Schneefällen waren sofort auch alle Freerider im freien alpinen Raum unterwegs. Die Jagd auf die erste Line im unverspurten Neuschnee ist eröffnet. Glitzerndes Weiß, jungfräuliche Powder Abfahrten, jede Menge Endorphine und die besten Freunde, die eifrig zur nächsten Abfahrt hetzen. Da bleibt oft nicht viel Zeit, an Lawinen und lauernde Gefahren zu denken. Aber auch, wenn generell wenig Schnee liegt, besteht oft trotzdem eine große Lawinengefahr. Wenn es dann passiert, geht alles so schnell. Freunde werden zu Lebensrettern – oder auch nicht. Leider war ich bereits zweimal in meinem Leben in einer solchen Situation. Einmal konnte ich selbst helfen, beim anderen Mal war ich selbst verschüttet und wurde von meinen Kollegen schnell genug ausgegraben. Im Ernstfall zählt jede Minute. Und auch, wenn die Reels und Photos der Pros immer so cool und easy aussehen, dahinter steckt meist eine gewissenhafte Vorbereitung und Planung. 


Die richtige Ausrüstung 

Eine gute Planung fängt bei der Ausrüstung an. Im Backcountry ist ein LVS-Gerät ein absolutes Muss. Es nützt nicht viel, das Gerät nur beim Fahren im Sendemodus einzuschalten, jeder sollte den Umgang mit seinem Gerät, auch bei der Suche, beherrschen. Denn nur so könnt ihr im Ernstfall euren Freunden behilflich sein und Leben retten. Checkt vor dem Trip den Status eurer Batterien (mindestens 60%) und trainiert so oft wie möglich den Umgang mit eurem Lawinenverschütteten Suchgerät. Ich bin kein Fan vom Ausleihen dieser Ausrüstung. Wer ins Gelände geht und sich teure Ski und Boards leisten kann, sollte auch in sein eigenes LVS investieren Und dieses entsprechend beherrschen. Dazu gehören natürlich auch eine Schaufel (wenn möglich aus Alu) und Sonde, um im Ernstfall schnell helfen zu können. 

Material, Kleidung und Rucksack 

Vor allem beim Splitboarden und Touren ist es wichtig, die richtige Kleidung zu tragen. Nachdem ich über 10 Jahre lang Splitboardcamps organisiert habe, kann ich aus Erfahrung der Teilnehmer sagen, dass Baumwolle einfach kein guter First Layer ist und komplett nass wird. SN Supernatural Merinowear als First und Second Layer hält euch warm und trocknet schnell, wenn ihr auch mal bei einem anstrengenden Aufstieg zum Schwitzen kommt. Packt euren Rucksack sinnvoll, mit Essen (gesunde Snacks), genügend Trinken, Schaufel, Sonde, einem erste Hilfe Pack und achtet darauf, dass euer Handy beim Start des Abenteuers genügend Akku hat. Natürlich sollte man auch sein Splitboard oder seine Ski vorher checken, Schrauben nachziehen und die Felle nicht vergessen, mit einzupacken. 

Lawinenlagebericht und Tourplanung 

Jeder Bergsportler, der sich im freien alpinen Raum bewegt, sollte regelmäßig den Lawinenlagebericht für die Region checken, in der er unterwegs ist. Macht euch schlau, wo die Locals ihren Bericht finden. In Tirol schauen wir z.B. unter https://lawinen.report/bulletin/latest oder in der App Lawine Tirol nach. Es macht auch Sinn, sich die App Sos EU Alp für den Ernstfall auf´s Handy zu laden. Zum richtigen Verstehen des Lawinenlagenberichts, sollte man nicht nur auf die Lawinenwarnstufe https://lawinen.report/education/danger-scale, sondern den gesamten Bericht sorgfältig lesen. Es ist wichtig, den Schneedeckenaufbau zu verstehen und auch das Wetter der vergangenen Tage und Wochen auf dem Schirm zu haben. Beim Freeriden solltet ihr die aktuell gefährlichen Hangausrichtungen und den tageszeitlichen Gefahrenanstieg (vor allem im Frühjahr) bei der Tourplanung in Betracht zu ziehen. Bei der Planung ist es auch wichtig, die eigenen Kräfte und Kondition – vor allem in der Höhe – realistisch einschätzen zu können. Bei meinen Splitboardcamps habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass sich so mancher maßlos überschätzt hat und andere sich wieder gar nichts zugetraut haben und dann außerhalb ihrer Komfortzone regelrecht aufgeblüht sind. Es ist immer gut, einen Notfallplan vorab im Petto zu haben und die Organisation des Ernstfalls mit den Freunden schon mal durchgespielt zu haben. Auch zu wissen, ob jemand wichtige Medikamente nimmt oder ein Asthma Spray benutzt und wo er es bei sich trägt, ist vorab gut in Erfahrung zu bringen. 

Los geht´s! 

Sowohl beim Freeriden im freien Gelände, als auch bei einer Tour, stellen alle zu Beginn ihr LVS-Gerät auf Senden. Es sollte immer ein LVS-Check sämtlicher Teilnehmer durch eine Person mit mindestens 10 Meter Abstand durchgeführt werden und selbstverständlich ist das LVS-Gerät bereits beim Aufstieg eingeschaltet. Lawinen können sich von selbst auslösen oder von anderen Personen an einer unterschiedliche Stelle des Hangs losgetreten werden. Sowohl beim Aufstieg, als auch bei der Abfahrt sollten Sicherheitsabstände eingehalten werden, wenn dies die Bedingungen erfordern. 

CHECKLISTE 

Ausrüstung: LWS %, Ausrüstung, Essen, Trinken, Handy, Erste Hilfe 
Lawinenlagenbericht: https://lawinen.report/bulletin/latest, App Lawine Tirol, Sos EU Alp 
 • Tourplanung: Strecke, Gelände, Tageszeit, Notfallplan, Organisation • LWS an und Check zu Tourbeginn – 10 m – einzeln fahren 


Szenario: Lawine. Was tun, wenn´s passiert? 

Wenn die Lawine abgeht, passiert alles ganz schnell. Es ist häufig anfangs dumpfes Wumm-Geräusch zu hören. Alle Beteiligten sollten selbst darauf achten, dass sie nicht im Gefahrenbereich aufhalten und bestmöglich den Erfassungs- und Verschwindepunkt der verunfallten Person/en beobachten. Dann ist es sinnvoll, ohne zu diskutieren dem folgenden Raster zu folgen: 

RUHE BEWAHREN UND ÜBERBLICK VERSCHAFFEN

• Wer: ist noch da, wer ist weg? 
• Was: gibt es weitere Gefahren? Nachlawine, Absturzgefahr, Spalten? 
• Kommando: übernimmt der Erfahrenste und gibt klare Anweisungen, wer was zu tun hat, Aufgaben aufteilen, keine Diskussion! 
• Notruf absetzen: 112 int. 140 in Österreich: „People, Problem, Place“ oder per Notfall App. 
• Sonden & Schaufeln herrichten 
• Wenn keine weitere Lawinengefahr: LVS Geräte ausschalten, Handy auf Flugmodus 


PHASE 1: Signalsuche 

• Vom Verschwindepunkt mit der LVS Suche beginnen: Primärer Suchbereich 
• serpentinenmäßig den Kegel abfahren 
• bis erstes Signal erscheint (40 -50 m) 
• bei größeren Lawinen, mehrere Personen im Abstand von 20 m Lawine entlang der Fließrichtung nach unten gehen und suchen 

PHASE 2: Grobsuche 

• Erstsignal der Gruppe mitteilen: SIGNAL! 
• Richtungsanweisung der Pfeile folgen, erst schnell, dann langsamer 
• Bei 10 Metern stehen bleiben und mitteilen 10 Meter, langsamer werden bis 4 Meter! 

PHASE 3: Feinsuche 

• Ab 4 m langsam und kniend am Boden / Gerät tief halten nicht mehr seitl. schwenken 
• So lange in die gleiche Richtung gehen, bis Wert wieder grösser wird 
• Dann ohne Drehen nach rechts und links gehen bis geringste Distanzanzeige 
• Kleinsten Punkt mit einem Gegenstand markieren / z.B. Skistock 

PHASE 4: Punktortung 

• Gerät im Suchmodus in der Tasche verstauen '
• Vom markierten Punkt aus spiralförmig im Abstand von 25 cm sondieren 
• Sonde mit 90Grad zum Hang / rechter Winkel zum Hang halten 
• Treffer: Sonde stecken lassen 
• 1-1,5 Sondentiefe unterhalb des markierten Punktes anfangen zu schaufeln / talseitig 
• 1 vorne, 2 hinten oder 2 vorne, mehrere hinten, abwechseln, flach schaufeln! 
• Erreichen: als erstes Kopf ausgraben 
• Ansprechen, Mund, Atemwege checken 
• Wenn keine Vitalfunktion: CPR: 5 x beatmen, 30 x Herzmassage, 2 x Beatmen im Wechsel 
• Wenn atmen, stabile Seitenlage, Rettungsdecke, sicheren Platz suchen, beruhigen und warten, bis Rettung kommt! 


Ich finde es sehr sinnvoll, vor allem den Umgang mit dem LVS-Gerät und das oben aufgeführte Raster so oft wie möglich durchzuspielen, den Lawinenlagebericht über den gesamten Winter zu studieren und den Ernstfall mit den Freeride Buddies regelmäßig zu trainieren. Auch schadet es nicht, alle paar Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen, um die richtigen Moves drauf zu haben. Denn wenn alle wissen, was zu tun ist und dabei die Ruhe bewahren, steigt die Wahrscheinlichkeit, im Ernstfall das Leben unserer Freunde retten zu können. Es macht auch Sinn, regelmäßig an Lawinencamps teilzunehmen und sich einem Bergführer anzuschließen. Viele Bergführer bieten bereits „shared Groups“ an, wo man auf viele Gleichgesinnte trifft. Sie erklären im Rahmen des Aufstiegs das Gelände und ihr lernt viel darüber, wie man Gefahren frühzeitig erkennen kann. Ich wünsche euch viel Spaß beim Powdern und tolle Splitboard & Skitourerlebnisse in den Bergen. Wer defensiv unterwegs bleibt, verringert das Risiko, sich überhaupt in eine solche Lage zu bringen. Stay safe out there & enjoy the mountains! 

Eure Pia Schroeter

credits: Domi Tauber Photo / Mountainsandtheocean.com / Lukas Riedl / Tobias Tröscher
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